Pflege zu Hause: Kosten, Vorschriften, Zuschüsse, Kostenübernahme, Vermittlung

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Wie soll die gewünschte Pflege zu Hause realisiert werden? Und vor allem: Wie lässt sie sich finanzieren? Hilfe für pflegende Angehörige kommt häufig aus Osteuropa: Die 24 Stunden Betreuung wird so realisierbar.

Pflege zu Hause: Zeitliche und finanzielle Herausforderung

Um eine 24 Stunden Betreuung gewährleisten zu können, müssten pflegende Angehörige nicht berufstätig sein. Das ist in den meisten Fällen nicht möglich und so versuchen sie die Doppelbelastung Pflege und eigener Job zu meistern.

Auf Dauer ein Ding der Unmöglichkeit und so drohen Depressionen und Burn-out durch eine dauernde Überforderung. Die Probleme der Pflege zu Hause schließen aber auch eine hohe finanzielle Belastung, eine fehlende Spontanität und ein vermindertes Sozialleben mit ein.

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Kann die Pflege zu Hause durch externe Hilfe erleichtert werden?

Eine Möglichkeit, die Pflege zu Hause zu erleichtern, liegt in der Aufgabenverteilung: Die Pflege lastet nicht auf den Schultern einer pflegenden Person, sondern wird auf die gesamte Familie, auf Freunde und Nachbarn verteilt.

Das ist jedoch nicht immer möglich und so stellt sich rasch die Frage, ob eine externe Betreuungskraft für die 24 Stunden Pflege zu Hause in Anspruch genommen werden kann. Auch die Tages- oder Kurzzeitpflege ist eine Möglichkeit, die für einen kurzen Zeitraum einige Freiheiten verschafft.

Ideal ist es aber, eine wirkliche Betreuungsperson für die Pflege zu Hause zu beauftragen. Solche Betreuungsangebote kommen häufig aus Osteuropa und hier vorrangig aus Polen.

Die Betreuungskraft wohnt im Haushalt der zu pflegenden Person und übernimmt eine umfassende Versorgung:

  • Hilfe bei der Körperpflege
  • Hilfe beim An- und Ausziehen
  • Unterstützung bei Spaziergängen
  • Erledigung der Einkäufe
  • Begleitung bei Arztterminen
  • Unterhaltung der Pflegeperson

Diese Art der Hilfe umfasst jedoch keine medizinischen Leistungen bzw. Leistungen, die ein ambulanter Pflegedienst übernehmen muss.

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Welche Vorteile hat die 24 Stunden Betreuung zu Hause?

Auch wenn die Betreuungskraft freilich keine 24 Stunden am Stück arbeiten kann und darf, so stellt sie doch eine große Entlastung für die gesamte Familie bzw. für die pflegenden Personen dar. Sie bietet eine umfassende Betreuung in jeder Situation und ist dank des Wohnens in einem Haushalt mit der Pflegeperson auch außerhalb der regulären Arbeitszeiten oft anwesend und hat „ein Auge auf die Pflegeperson“.

Die Betreuung ist weitaus individueller, als dies in einem Pflegeheim möglich ist. Viele zu Pflegende fühlen sich deutlich wohler, denn sie müssen ihre gewohnten vier Wände nicht verlassen. Pflegende Angehörige genießen ein neues Gefühl der Freiheit und wissen dennoch, dass die Pflegeperson gut versorgt wird. Das ist beruhigend und beugt psychischen Erkrankungen der Pflegenden vor.

Auch wenn die Betreuungskraft freilich keine 24 Stunden am Stück arbeiten kann und darf, so stellt sie doch eine große Entlastung für die gesamte Familie bzw. für die pflegenden Personen dar. ( Foto: Shutterstock-DGLimages )

Auch wenn die Betreuungskraft freilich keine 24 Stunden am Stück arbeiten kann und darf, so stellt sie doch eine große Entlastung für die gesamte Familie bzw. für die pflegenden Personen dar. ( Foto: Shutterstock-DGLimages )

Vermittlung von Betreuungspersonen

Betreuungspersonen, die oftmals als „Polnische Pflegekräfte“ bezeichnet werden, übernehmen die Hilfe bei der Grundpflege, hauswirtschaftliche Aufgaben und viele weitere Tätigkeiten. Doch woher bekommt man eine solche gute Fee, die durch ihre Arbeit für eine enorme Entlastung der Angehörigen und für die gute Versorgung der Pflegeperson sorgt?

Verschiedene Beschäftigungsarten sind möglich

Es geht nicht nur um eine finanzielle Entlastung bei der Pflege zu Hause, sondern auch darum, wie eine Betreuungsperson überhaupt beschäftigt werden kann.

Hierfür gibt es verschiedene Modelle:

  • EntsendemodellDie Vermittlung der Betreuungsfachkräfte läuft über eine Agentur. Hier werden diese Personen gebucht und sind über die Agentur beschäftigt. Der Entsender ist in der Regel ein Pflegedienst aus dem Ausland, die Agentur sorgt für die Entrichtung aller Steuern und Sozialbeiträge. Als Nachweis gilt die A1-Bestätigung, die gleichzeitig ein Zeichen für eine legal arbeitende Agentur ist. Die Kosten sind je nach Agentur unterschiedlich und liegen zwischen 1.200 und 2.000 Euro.
  • Beauftragung GewerbetreibendeBei diesem Modell wird die Pflege zu Hause durch eine direkt beauftragte Person sichergestellt. Wichtig: Auftraggeber müssen darauf achten, dass es sich nicht um eine Scheinselbstständigkeit handelt. Die Kosten für die Pflege zu Hause sind bei dieser Variante sehr hoch und können zwischen 2.000 und 3.000 Euro im Monat betragen.
  • Anstellung als ArbeitnehmerDer Auftraggeber wird zum Arbeitgeber und muss sich an die in Deutschland geltenden Bestimmungen hinsichtlich
  • der Lohnfortzahlung,
  • des Versicherungsschutzes,
  • der Einhaltung von Arbeitszeiten und
  • Kündigungsfristen usw. halten. Die Aufwendungen sind hier besonders hoch und können bis zu 5.000 Euro im Monat ausmachen.
  • Vermittlung über die Agentur für ArbeitDie Agentur für Arbeit vermittelt bundesweit sogenannte „Europäische Haushaltshilfen“, die in den meisten Fällen aus Osteuropa kommen und für die das deutsche Arbeitsschutzgesetz gilt.

    Die Personen sind weniger als Betreuungskräfte tätig als vielmehr für den Haushalt zuständig. Sie sind daher eher eine Haushaltshilfe und nicht für die Betreuung von Pflegepersonen gedacht. Individuelle Absprachen sind sicherlich aber möglich und vom Pflegeaufwand abhängig.

Die Bezeichnung „24 Stunden Pflege“ bezieht sich vielmehr auf die Rufbereitschaft, die häufig rund um die Uhr vereinbart wird. ( Foto: Shutterstock-Alexander Raths )

Die Bezeichnung „24 Stunden Pflege“ bezieht sich vielmehr auf die Rufbereitschaft, die häufig rund um die Uhr vereinbart wird. ( Foto: Shutterstock-Alexander Raths )

Welche Vorschriften gelten?

In der EU herrscht die sogenannte Dienstleistungsfreiheit, damit können EU-Bürger auch in jedem europäischen Ausland arbeiten. Es gibt dabei keine Einschränkungen hinsichtlich der Beschäftigungsform, sodass sie sowohl angestellt als auch freiberuflich tätig sein können.

Legal ist die Tätigkeit aber nur, wenn Steuern und Sozialabgaben wie vorgeschrieben entrichtet werden. Das bereits angesprochene A1-Formular ist in dieser Hinsicht aussagekräftig und enthält alle wichtigen Daten zur Person.

Natürlich dürfen auch ausländische Betreuungskräfte bei der Pflege zu Hause keine 24 Stunden am Tag arbeiten. Das deutsche Arbeitszeitgesetz sieht vor, dass die maximale Wochenarbeitszeit bei 60 Stunden für einen Angestellten liegen darf. Die Bezeichnung „24 Stunden Pflege“ bezieht sich vielmehr auf die Rufbereitschaft, die häufig rund um die Uhr vereinbart wird.

Zusätzlich gilt, dass Betreuungskräfte keine krankenpflegerischen Maßnahmen durchführen dürfen. Es ist Ihnen zum Beispiel nicht erlaubt, Verbände anzulegen oder Diabetikern Spritzen zu verabreichen. Dies ist nur durch geprüfte Pflegefachkräfte möglich.

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Kosten und mögliche Zuschüsse

Im bundesweiten Durchschnitt betragen die Kosten für einen Pflegeheimplatz zwischen 1.700 und 2.500 Euro im Monat. Verständlich, dass sich die Frage nach der Hilfe bei der Pflege und Versorgung auch um die Kosten dreht.

Viele sind der Meinung, eine Pflege zu Hause wäre deutlich günstiger als ein Platz im Pflegeheim. Doch wer eine 24 Stunden Betreuung bezahlen soll, gerät auch hier schnell an seine finanziellen Grenzen.

Welche Kosten fallen an?

Je nach Anstellungsart (siehe Entsendemodell, Beschäftigung als Arbeitnehmer etc.) fallen unterschiedlich hohe Kosten für die Beschäftigung einer 24 Stunden Fachkraft für die Pflege zu Hause an. Die in den Medien häufig genannten 1.000 Euro als Grenze sind deutlich zu niedrig angesetzt, selbst als Nettolohn ist dies zu wenig.

Bei freier Kost und Logis ist mit einem Entgelt von mindestens 1.200 Euro für die Betreuungskraft zu rechnen. Die osteuropäischen Betreuungskräfte verdienen aktuell rund 72 Prozent der deutschen Angestellten der Pflegebranche.

Die Gehälter schwanken jedoch je nach Qualifizierung der betreffenden Person, nach ihren Sprachkenntnissen und absolvierten Fortbildungen. An dem Gehalt zu sparen, wäre gänzlich falsch, doch die Fragen nach möglichen Zuschüssen zu den Pflegekosten ist ebenso verständlich.

Für die Feststellung des Pflegegrades wird ein Gutachterverfahren durchgeführt, in dessen Rahmen die noch mögliche Selbstständigkeit des Betroffenen untersucht wird. ( Foto: Shutterstock-Rido)

Für die Feststellung des Pflegegrades wird ein Gutachterverfahren durchgeführt, in dessen Rahmen die noch mögliche Selbstständigkeit des Betroffenen untersucht wird. ( Foto: Shutterstock-Rido)

Wie kann die Pflege zu Hause finanziert werden?

Einen Teil der Kosten der Pflege zu Hause kann die Pflegeversicherung decken, dafür muss allerdings ein Pflegegrad festgestellt worden sein. Außerdem muss der Versicherte in den zurückliegenden zehn Jahren für mindestens zwei Jahre in die Pflegeversicherung eingezahlt haben.

Für die Feststellung des Pflegegrades wird ein Gutachterverfahren durchgeführt, in dessen Rahmen die noch mögliche Selbstständigkeit des Betroffenen untersucht wird.

Die Art der Krankheit oder Behinderung spielt dabei keine Rolle. Es geht vielmehr um die kommunikativen Fähigkeiten, um die Mobilität und um den Geisteszustand des Betreffenden. Dafür werden Punkte vergeben, deren Gesamtzahl den Pflegegrad ergibt.

Für jeden Pflegegrad zahlt die Pflegekasse unterschiedlich viel Geld dazu. So gibt es beispielsweise bei Pflegegrad 2 max. 316 Euro bei der Pflege durch Angehörige und max. 689 Euro bei der professionellen Pflege zu Hause. Bei Pflegegrad 5 sind es schon 901 bzw. 1.995 Euro monatlich. Bei Pflegegrad 1 hingegen gibt es nur einen Entlastungsbetrag von 125 Euro im Monat, der aber nicht ausgezahlt wird. Er wird direkt an den Dienstleister gezahlt.

In den Pflegestufen 2 bis 5 gibt es deutlich höhere Zuschüsse. Hier gibt es zum Beispiel einen Zuschuss über die Kurzzeitpflege oder über die Verhinderungspflege. Zusätzlich gibt es bis zu 40 Euro im Monat für Pflegehilfsmittel.

Tipp:
Die Pflegeversicherung übernimmt für pflegende Angehörige die Beiträge zur Rentenversicherung, außerdem werden Kurse zur Pflege von Angehörigen bezuschusst. Des Weiteren sind Zuschüsse zur Wohnungsanpassung zu beantragen, hier können bis zu 4.000 Euro für Anpassungsmaßnahmen ausgezahlt werden. Diese sollen eine möglichst eigenständige Lebensführung der Pflegeperson ermöglichen.

Video: 7 Tage… Pflege zu Hause | SWR Doku

Häufige Fragen zur 24 Stunden Betreuung

Was ändert sich in der Pflege 2020 für pflegende Angehörige?

Ab 2020 können pflegende Angehörige länger zu Hause bleiben und bekommen mehr Tage für die Pflege bezahlt. Des Weiteren werden Kinder von Pflegebedürftigen entlastet. Das Einkommen von Ehegatten wird nicht mehr angerechnet, wenn es um Zuschüsse zu Pflegeleistungen geht. Außerdem wurde das Pflegegeld erhöht.

Was zahlt die Pflegekasse für häusliche Pflege?

Die Pflegekasse trägt die Kosten für die üblichen Pflegeleistungen. Die Höhe des Pflegegeldes richtet sich nach dem Grad der Pflegebedürftigkeit. Pflegesachleistungen werden in Pflegegrad 2 mit 689 Euro übernommen, in Pflegegrad 5 mit 1.995 Euro.

Wie viel Rente bekommt eine Pflegeperson für die Pflege?

Eine Pflegeperson bekommt bis knapp 30 Euro mehr Rente pro Jahr der geleisteten Pflege. Und so errechnet sich das: die Pflegekasse oder auch die private Pflegeversicherung zahlt Beiträge zur Rentenversicherung für eine Pflegeperson. Für ein Jahr Pflege ergibt sich nach derzeitigen Werten ein Rentenplus zwischen 5,22 und 29,30 Euro pro Monat.

Eine 24 Stunden Pflege zu Hause kostet durchschnittlich 1.200 bis 2.000 Euro im Monat. ( Foto: Shutterstock-Rawpixel.com )

Eine 24 Stunden Pflege zu Hause kostet durchschnittlich 1.200 bis 2.000 Euro im Monat. ( Foto: Shutterstock-Rawpixel.com )

Wird Pflegeurlaub bezahlt?

Ja, Pflegeurlaub wird bezahlt. Und so geht‘s: für maximal sechs Monate darf ein Pflegeurlaub genommen werden. Die Zeit darf nicht gestückelt werden, der Urlaub ist zusammenhängend zu nehmen. Zur Entlastung der pflegenden Personen wird dieser Pflegeurlaub bezahlt.

Was kostet eine 24 Stunden Pflege zu Hause?

Eine 24 Stunden Pflege zu Hause kostet durchschnittlich 1.200 bis 2.000 Euro im Monat. Einen Teil der Kosten trägt die Pflegekasse, alle Kosten, die den Zuschuss übersteigen, müssen privat getragen werden. Insgesamt kann die Pflege zu Hause damit aber günstiger als ein Platz im Pflegeheim sein.

Wie funktioniert Pflege zu Hause?

Die Pflege zu Hause funktioniert am besten mit einer Betreuungsperson, die im gleichen Haushalt wie die Pflegeperson lebt. Möglich ist auch das Hinzuziehen eines ambulanten Pflegedienstes, der rechtlich gesehen auch medizinische Pflegeleistungen erbringen darf.

Wichtig für die letztere Variante ist das Feststellen eines Pflegegrades. Eine Betreuungskraft hingegen kann unabhängig von einer Pflegestufe beauftragt werden, da sie privat zu zahlen ist. Zuschüsse zu den Kosten gibt es hier aber auch nur, wenn ein Pflegegrad vorliegt.

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