Schlaganfall: Tipps für Angehörige und Freunde

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Nach einem Schlaganfall stehen nicht nur die Betroffenen vor einer großen Herausforderung. Auch Familienangehörige, Partner und Freunde müssen sich darauf einstellen. Es gibt vielfältige Unterstützungsmöglichkeiten. Dabei ist es wichtig, auch an sich selbst zu denken.>

So können Freunde und Angehörige nach einem Schlaganfall helfen

Wenn ein Angehöriger oder Freund einen Schlaganfall erleidet, stehen viele Fragen im Raum. Schon während des Krankenhausaufenthalts kann man sich wertvolle Informationen einholen. Ob im Krankenhaus selbst oder bei spezialisierten Beratungsstellen, es gibt zahlreiche Möglichkeiten, sich auf die kommenden Veränderungen im Alltag vorzubereiten. Dabei geht es nicht nur um therapeutische Ansätze, sondern auch um finanzielle Unterstützung.

Wer sich intensiver einarbeiten möchte, findet in Online-Kursen gezielte Schulungen. Ein solches Angebot stellt beispielsweise die bundesweit tätige BKK GILDEMEISTER SEIDENSTICKER ihren Mitgliedern zur Verfügung. Der Online-Kurs ‚Pflegen nach Schlaganfall‚ bietet praktische Tipps, um Betroffene in der ersten Zeit nach dem Schlaganfall optimal zu unterstützen.


Reha-Maßnahmen helfen dabei, Fähigkeiten zurückzuerlangen (Video)

In der Regel schließt sich an die Behandlung des akuten Schlaganfalls relativ schnell eine Rehabilitationsmaßnahme an, die in stationären oder teilstationären Einrichtungen stattfindet. Tägliche Physiotherapie, Ergotherapie und Sprachtherapie trainieren feinmotorische Fähigkeiten oder das Sprechen und Schlucken, um den normalen Alltag möglichst wieder selbstständig bewältigen zu können.

Am Ende der Rehabilitationsmaßnahme findet ein Gespräch statt, bei dem der behandelnde Arzt Betroffene und Angehörige über den Fortschritt der Behandlung und die weiteren Schritte informiert. Damit ist es möglich, die Zukunft zu Hause besser zu planen.

Video: Schlaganfall 6 Tipps für Angehörige


Wieder zu Hause

Die Rückkehr in die eigenen vier Wände macht vielen erst richtig deutlich, welche Einschränkungen sie haben. Es gibt neue Herausforderungen. Teilweise sind Maßnahmen notwendig, um die Umgebung an die möglichen Behinderungen anzupassen, beispielsweise der Einbau eines Treppenlifts. Solche Umbauten nehmen Zeit in Anspruch.

Daher ist es sinnvoll, schon während des Klinikaufenthaltes mit dem Sozialdienst der Klinik zu sprechen und sich über die Einschränkungen zu informieren. Eventuell ist auch ein Pflegedienst notwendig.

Motivation ist wichtig

Es ist wichtig, dass die Betroffenen nicht nur mit ihrem Therapeuten die Übungen durchführen, sondern auch allein. Meistens gibt der Therapeut Übungen an die Hand, die jeder ohne Hilfe zu Hause durchführen kann.

Freunde und Familie können die Betroffenen dabei unterstützen, beispielsweise Greifübungen zu machen, um die Handmuskulatur wieder besser kontrollieren zu lernen. Für die Betroffenen ist es wichtig, hier Unterstützung zu erfahren.

Allerdings sollten keine überhöhten Erwartungen geschürt oder Druck aufgebaut werden. Es ist motivierend, wenn die Übungen eine leichte Herausforderung darstellen, ohne die Betroffenen zu überfordern. Dazu eignen sich kleine Ausflüge, Spiele oder Tätigkeiten wie Malen.

Bewegung ist wichtig für den Fortschritt der Therapie und die Wiederherstellung wichtiger Funktionen. Sie trägt darüber hinaus zu mehr Wohlbefinden bei und hilft, Stress abzubauen oder eine gereizte Stimmung aufzulösen.

Lernen mit Einschränkungen umzugehen

Die meisten Betroffenen brauchen anfangs viel Unterstützung bei alltäglichen Aufgaben. Schluckbeschwerden können frustrierend sein, wenn auf einmal das gemeinsame Abendessen zur Herausforderung wird.

Wenn die Sprache oder das Sprachverständnis nicht mehr richtig funktioniert, kann die Kommunikation erschwert sein. Die Schlaganfallpatienten wissen meistens ganz genau, was sie sagen wollen. Doch sie können die richtigen Wörter einfach nicht aussprechen. Das macht unzufrieden und belastet emotional sehr.

Kleine Kommunikationshilfen, wie das Smartphone oder eine Buchstabentafel, können die Kommunikation zu Anfang unterstützen, bis die sprachlichen Fähigkeiten wiederhergestellt sind.

Es ist grundsätzlich wichtig, dass viele Gespräche stattfinden, und die Fragen sich nicht einfach mit Ja oder Nein beantworten lassen. Das trainiert die sprachlichen Fähigkeiten. Obendrein ist der Meinungsaustausch eine Form des sozialen Miteinanders und sehr wichtig für alle Menschen.

Wenn ein Angehöriger oder Freund einen Schlaganfall erleidet, stehen viele Fragen im Raum. (Foto: AdobeStock - 445138785 Robert Kneschke)

Wenn ein Angehöriger oder Freund einen Schlaganfall erleidet, stehen viele Fragen im Raum. (Foto: AdobeStock – 445138785 Robert Kneschke)


Wenn die Erkrankung die Persönlichkeit verändert

Viele Schlaganfallpatienten leiden sehr unter diesen Einschränkungen, teilweise schämen sie sich auch dafür. Die Tatsache, dass sie einfach oder sehr persönliche Dinge nicht mehr selbst bewältigen können, führt bei vielen Betroffenen zu einer Beeinträchtigung des emotionalen Gleichgewichts und greift außerdem das Selbstbewusstsein an. Aber auch andere Persönlichkeitsveränderungen sind möglich, wie plötzlich Zurückgezogenheit oder Distanzlosigkeit, Misstrauen, Missachtung sozialer Regeln oder Reizbarkeit. Oft verschwinden diese Veränderungen mit der Zeit wieder.

Dennoch ist es für die Angehörigen und Freunde eine Belastung, wenn sie damit konfrontiert werden. Manchmal merken die Betroffenen selbst gar nicht, dass sie sich anders verhalten. Deshalb ist es wichtig, keine Vorwürfe zu machen, sondern in einem ruhigen Gespräch zu erfragen, wie es der betroffenen Person geht, wie sie sich fühlt und ihr aufzuzeigen, wie sie sich verändert hat. Gemeinsam lassen sich Möglichkeiten finden, positive Veränderungen herbeizuführen.

Helfende dürfen sich nicht selbst vernachlässigen

Wer sich selbst hinten anstellt, kann nicht dauerhaft für jemand anderen sorgen. Als helfende Person ist es wichtig, sich nicht selbst zu überfordern. Es ist wichtig und lobenswert, anderen zu helfen. Schlaganfallpatienten brauchend diese Unterstützung auch. Doch die Aufgabe kann sehr anspruchsvoll und zeitintensiv sein. Wer darüber hinaus noch einen Job hat und sich um seine eigene Familie kümmern muss, ist damit schnell überfordert. Es ist kein Zeichen von Schwäche oder fehlender Kompetenz, wenn die Helfer Fachleute um Hilfe bitten, beispielsweise einen Pflegedienst zu beauftragen.

Bei der Vollzeitpflege, insbesondere wenn die zu pflegende Person im selben Haushalt lebt, ist eine große Aufgabe, bei der es keinen Feierabend gibt. Die psychische Belastung dabei kann sehr hoch sein.

Bevor es zu unschönen Situationen kommt, ist es daher wichtig, Unterstützung zu suchen und sich Zeit für sich selbst zu nehmen, um auch mal ausspannen und sich um seine eigenen Bedürfnisse kümmern zu können.

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