Stimmanalyse zur Diagnose von Krankheiten: Realistisch oder Utopie?

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Ist es tatsächlich möglich, Krankheiten anhand der Analyse von Stimmen zu erkennen? Diese Frage wurde während einer Diskussion zwischen Bundesarbeitsminister Hubertus Heil und dem Autor Sascha Lobo bei Markus Lanz aufgeworfen. Die Sendung drehte sich eigentlich um das Thema künstliche Intelligenz.

Stimmenanalyse zur Krankheitserkennung: Fakt oder Fiktion?

Kann man Krankheiten anhand von Sprachanalysen erkennen? Diese Frage wurde kürzlich bei einer Diskussion zwischen dem Bundesarbeitsminister und einem Autor aufgeworfen. Die Debatte drehte sich um die Möglichkeiten von künstlicher Intelligenz.

Smarte Algorithmen ermöglichen es heute, durch die Analyse der Stimme konkrete Krankheiten zu erkennen. Dank der Stimmfrequenzanalyse können psychische Störungen, Depressionen, posttraumatische Belastungsstörungen, Herzkrankheiten und sogar Corona diagnostiziert werden.

Die Diskussion um die Nutzung medizinischer Daten wirft wichtige Fragen zur Privatsphäre auf. Während einige argumentieren, dass der Zugang zu diesen Daten zu medizinischen Fortschritten führen kann, befürchten andere, dass dies auf Kosten der Privatsphäre der Patienten geschieht.

Erkennung von Krankheitsbildern durch Stimmanalyse: Eine innovative Methode

Sascha Lobo hat bei Markus Lanz ein Werkzeug vorgestellt, das für die Analyse von Krankheitsbildern genutzt wird: die Stimmfrequenzanalyse. Hierbei wird die Tonhöhe, Rhythmen und andere tonale Merkmale der Stimme untersucht, um charakteristische Muster für bestimmte Krankheiten zu identifizieren. Diese Methode wird auch als Voice Recognition bezeichnet.

Die Ergo-Versicherung nutzt Voice Recognition, um eine Benchmark-Datenbank aufzubauen, die gesunde Stimmen mit den Merkmalen von erkrankten Personen vergleicht. Dadurch erreicht sie bei einigen Krankheitsbildern eine Trefferquote von 90 %.

Die Erkennung von Krankheitsbildern durch Stimmenanalyse basiert auf der Annahme, dass bestimmte phonetische Merkmale einzigartig für bestimmte Krankheiten sind. Ein Beispiel hierfür wäre die Identifizierung von Herzkrankheiten durch Atemnot-Muster in der Stimme. Darüber hinaus gibt es jedoch auch wesentlich tiefergehende Klangmuster, die bis zu 200.000 unterschiedliche Merkmale umfassen können, wie der Wirtschaftspsychologe Krajewski von der Universität Wuppertal festgestellt hat.

Die Stimmauswertung erfolgt mittels Algorithmen und Künstlicher Intelligenz, die auf die Erkennung von Krankheitssymptomen und individuellen Merkmalen ausgelegt sind. Programme wie Vocalis oder Deep Speech Pattern Analysis analysieren dabei Faktoren wie Rhythmus, Melodie, Pausen und Tonhöhe, um Muster zu erkennen und farblich hervorzuheben.

Das Ziel der Künstlichen Intelligenz besteht darin, klare Stimmuster in bestimmten Krankheitsbildern zu erkennen und zu identifizieren. Dabei werden kleine Tonfrequenzen genutzt, zum Beispiel die Aussprache des Vokals „A“ über einen Zeitraum von fünf Sekunden. Ebenso können auch Telefonate als Datengrundlage dienen.

Mögliche Einsatzgebiete der Stimmanalyse zur Erkennung von Krankheiten

Die Anwendung von Stimmanalyse zur Erkennung von Krankheiten ist bereits in verschiedenen Bereichen möglich. Durch die Analyse der Stimme können Anzeichen von kardiovaskulären Erkrankungen erkannt werden, indem nach spezifischen Geräuschen gesucht wird. Dies ermöglicht eine frühe Identifikation von Risikopatienten, noch bevor sich die Krankheit vollständig entwickelt hat.

Eine vielversprechende Anwendung der künstlichen Intelligenz ist ihre mögliche Anpassung an psychische Erkrankungen wie ADHS. Erste Erkenntnisse zeigen, dass Betroffene oft lebhafter und unstrukturierter sprechen. Im Gegensatz zu Menschen, die diese Art zu sprechen als aufgeregt und anstrengend empfinden, kann KI dies gezielt identifizieren.

Laut Experten wie dem Psychiater Michael Colla ist es bei der Depression wichtig, nicht nur auf die kraftlose und eintönige Stimme zu achten, sondern auch den gesamten körperlichen Eindruck zu beurteilen. Dennoch zeigt die Stimmanalyse als ein Beispiel, dass das Erkennen einer psychischen Erkrankung durch die Tonalität der Stimme möglich ist.

Kritiker argumentieren, dass die Stimmanalyse allein keine umfassende Diagnose ermöglicht. Datenschutzexperten wie Martin Steiger warnen, dass die alleinige Nutzung von Stimmproben zu schwerwiegenden Fehldiagnosen führen kann. Zudem sollte die Verwendung der Stimmanalyse in der Krankenversicherung genau beobachtet werden, um Manipulation zu vermeiden.

Prävention von Missbrauch: Wege zum Schutz

Eine vielversprechende Methode zur Erkennung von Krankheiten ist die Stimmanalyse. Durch den Einsatz von Künstlicher Intelligenz können anhand von Sprachmustern bereits in einem frühen Stadium Erkrankungen erkannt werden. Diese Technologie hat das Potenzial, in Zukunft einen wichtigen Beitrag zur Gesundheitsvorsorge zu leisten.

Datenschützer und Kritiker wie Steiger und Lanz-Gast Sascha Lobo warnen ausdrücklich vor den möglichen Missbrauchsrisiken von Stimmanalysen. Einige Krankenversicherungen haben bereits solche Analysen in ihre Call-Center integriert, was es ihnen ermöglicht, bei Neuverträgen explizite Krankheitsbilder zu erkennen und Risiken zu minimieren. Allerdings können diese Analysen auch dazu führen, dass bestimmte medizinische Bedingungen diskriminiert werden.

Kritiker haben Bedenken hinsichtlich der Nebenwirkungen der Stimmanalyse und fordern eine strengere Regulierung durch die Politik, um den Schutz der Patienten und die Privatsphäre zu gewährleisten.

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